Dienstbeginn: 01.10.2008 08:00
Dienstende: 01.10.2008 15:15
Heute war also mein erster Tag in der Rettungswache der Johanniter-Unfall-Hilfe in Bad Oeynhausen.
Dienstbeginn war für 8 Uhr angesetzt, ich bin natürlich extra früh aufgestanden, damit ich nicht an meinem ersten Tag gleich zu spät komme. Das hieß also um 6 Uhr aufstehen, dann frühstücken und einen kleinen Rucksack packen, in dem ich das Rettungssanitäterhandbuch, dass ich bei meiner Bewerbung für dieses FSJ freundlicherweise ausleihen durfte einpackte und natürlich etwas zu essen und zu trinken.
Also setze ich mich um ca. 07:15 Uhr ins Auto und fuhr nach Bad Oeynhausen. Schon auf dem Weg dorthin goss es wie aus Kübeln und ich dachte nur: Das geht ja gut los...

An der Rettungswache angekommen (so ca. 07:30 Uhr) klingelte ich und meldete mich in der Zentrale an. Der Dienststellenleiter war natürlich noch nicht da, ich war ja auch viel zu früh da.
Ein Kollege, wahrscheinlich der Nachtschicht, wollte von mir meine Festnetznummer und meine Handynummer wissen. Er holte dafür einen Zettel aus der Zentrale und ich folgte ihm einfach, ohne das Schild an der Tür zu beachten, auf dem unmissverständlich in roter Schrift stand: „Betreten der Zentrale nur nach Aufforderung!”. Als er sich umdrehte bekam ich prompt die Quittung: „Etwas grundsätzliches direkt vorweg: Die Zentrale wird nicht ohne vorherige Aufforderung betreten! Geh' jetzt bitte wieder raus und warte dort auf mich.”, sagte er. Ich schluckte, dabei wollte ich doch gerade am ersten Tag nicht auffallen. Während ich raus ging, dachte ich mir nur: „Klasse! Gleich ins erste Fettnäpfchen getreten!” Er kam mit dem Zettel hinterher und ich schrieb ihm meine Daten auf, aber als ich die Nummern aufgeschrieben hatte sagte er gleich, in einem sehr ernsten Ton: „Das Handy bleibt während der Dienstzeit aus!”. Ich habe erst nicht richtig verstanden wofür er die Daten dann haben wollte, aber etwas später war es mir dann klar - wenn meine Schicht sich kurzfristig ändern sollte, könnten sie mich so erreichen.
Ich wartete also auf den Dienststellenleiter. In der Zwischenzeit trudelten die anderen Kollegen ein, ich begrüßte jeden mit einem freundlichen „Morgen!” und bekam fast immer eine Antwort, obwohl ich in ihren Gesichtern teilweise eine Kombination aus Irritation, nach dem Motto: „Kenn ich den?” und Müdigkeit ablesen konnte.

Während ich also auf den Leiter wartete traf auch der andere FSJ-Teilnehmer ein. Ich wusste schon, dass ich nicht der Einzige war, der am 1. Oktober mit einem FSJ dort begann. Ich begrüßte ihn und stellte mich vor. Da wir zur gleichen Zeit mit unserem sozialen Jahr anfangen haben wir alle Lehrgänge zusammen und der erste Lehrgang war in Münster (vom 6. Oktober bis 31. Oktober). Wenn wir in Münster fertig sind, sind wir Rettungshelfer (die unterste Stufe im Rettungsdienst). Ich fragte ihn wie er dort hinkäme und er sagte er würde mit dem Auto fahren, da ich kein eigenes Auto habe, fragte ich kurzerhand, ob ich mitfahren dürfte. Er stimmte zu.

Nachdem dann der Dienststellenleiter pünktlich um 8 Uhr kam verwies er uns an einen Kollegen, der uns einweisen sollte.
Zuerst mussten wir eingekleidet werden, alles war schon soweit vorbereitet und wir wurden bis oben hin voll mit Dienstkleidung bepackt. Zum Glück nahmen uns ein paar Kollegen einen Teil der Sachen ab, da wir sonst wahrscheinlich mit den Sachen die enge Treppe wieder runter gestürzt wären.
Wir räumten die Sachen in unsere Spinde und zogen uns um. Dann gingen wir wieder nach oben zur Zentrale und den Aufenthaltsräumen und dort wurde mir schnell mein Kollege vorgestellt, mit dem ich heute unterwegs sein würde.
Nach einer kurzen Begrüßung folgte nur die kurze Aufforderung: „Mitkommen, Kollege!”.
Wir gingen zu den Garagen und er zeigte mir den sog. „Sondermitwagen” um Patienten zu transportieren. Wir räumten ihn aus und prüften alles auf Vollständigkeit und Funktionstüchtigkeit. Wir stellten fest, das neben der fehlenden Wäsche für die Trage, die Desinfektionstücher abgelaufen waren und passend dazu zeigte er mir, wie die neuen Desinfektionstücher hergestellt werden.

Wir fuhren also zu meinem ersten „Einsatz”. Eine ältere Frau, die einen Schlaganfall hatte konnte aus dem Krankenhaus wieder entlassen werden und sollte nach Hause gebracht werden. Die Frau antwortete immer sehr laut und undeutlich auf unsere Fragen, was mich am Anfang etwas irritierte. Wir schoben die Frau mit unserer Trage zum Auto. Mein Kollege machte die Heckklappe auf und bereitete die Rampe vor, ich wollte ihm helfen, bekam aber nur ein: „Bleib beim Patienten!” von ihm entgegengeschmissen.
Wir schoben die Patientin ins Auto und verluden ihr Gepäck. Ich nahm neben ihr hinten im Wagen platz, da Patienten nie alleine gelassen werden dürfen. Bevor wir bei der Patientin eintrafen sagte er mir noch, dass ich immer versuchen sollte mit dem Patienten zu reden, um ihm die Fahrt zu erleichtern und ihm auch eventuell die Angst zu nehmen. Er machte mir aber zu Beginn der Fahrt mit der Patientin unmissverständlich klar, nachdem ich versucht hatte seinen Ratschlag direkt zu befolgen, dass ich mich bei diesem konkreten Fall doch etwas zurückhalten sollte.
Ich tat es, außer wenn die Patientin schrie, dass ihr das Auto zu sehr wackeln würde, versuchte ich sie so gut wie möglich zu beruhigen.
Wir brachten die Patientin also nach Hause und deckten das Transportbett wieder neu ein.
Auf dem Weg zum nächsten Patienten kamen wir noch ein bisschen ins Gespräch und dort entschuldigte er sich, dass er manchmal etwas direkt mich zu Sachen aufforderte. Aber mit diesem „strengen” Ton war er nicht alleine, alle auf der Rettungswache haben diese Art von Ton drauf, ich denke das ist im Rettungsdienst so üblich...

Wir fuhren also zum nächsten Krankenhaus und holten dort einen Patienten ab, der auch einen Schlaganfall hatte und nun nicht mehr so gut reden konnte (ihm vielen die Worte nicht so schnell ein, die er antworten wollte). Wir brachten ihn dann in eine Reha-Klinik in Bad Oeynhausen.
Nachdem wir ihn also sicher in sein Zimmer gebracht hatten, durfte ich die Trage ganz alleine wieder zum Auto bringen, was sich einfacher anhört als es war. Die Trage machte nämlich nicht immer das was ich wollte und ich schrammte häufiger, meist mit meinen Fingern an der Wand entlang, bis ich die Trage unter Kontrolle hatte. Naja, ein bisschen Verlust ist immer Lächeln.

Zum Schluss fuhren wir noch nach Minden und holten dort einen Rollstuhlfahrer von der Arbeit ab und brachten ihn nach Hause. Auf dem Weg zu ihm durfte ich den Wagen fahren. Es war ein Automatikwagen und meine erste Fahrt in solch einem Wagen auf dem Fahrersitz, ging aber nach einer kleinen Anfangsschwierigkeit ganz gut.
Ich darf den Wagen nur dann fahren, wenn wir keinen Patienten transportieren, da ich sonst einen Personenbeförderungsschein (ähnlich wie bei einem Taxi/Bus) bräuchte.
Wir fuhren also wieder zurück zur Wache und fragten, ob es noch Aufträge für uns gäbe, dem war nicht so. Ein anderes Team übernahm ab dort unseren Wagen, deshalb mussten wir ihn nicht mehr sauber machen.
Ich wurde noch mal kurz vor Feierabend zum Chef gebeten, da es Probleme mit meiner Anmeldung in Münster gab, wir füllten die Formulare für die Lehrgänge noch einmal aus und faxten alles erneut. Der Chef sagte mir, dass morgen die Einladungen für die Lehrgänge kommen würden und ich hoffte, dass meine dann auch dabei sein würden.
Danach trugen mein Kollege und ich unsere Arbeitszeiten in die entsprechende Liste ein und machten Feierabend.


Mein erstes Fazit: Obwohl ich nach meinem ersten Tag doch sehr geschafft war, hat es mir Spaß gemacht. Der Ton auf der Wache und allgemein wohl im Rettungsdienst ist sehr rau - daran werde ich mich wohl noch gewöhnen müssen. Aber mein erster Kollege hat mir doch schon die wichtigsten Abläufe gezeigt, die ich für meine Arbeit dort im Krankentransport benötige. Ich hoffe dass ich morgen noch mehr von ihm lernen kann.