Dienstbeginn: 23.01.2009 07:30
Dienstende: 23.01.2009 17:30
Gestern war es ja sehr ruhig - zu ruhig - das war heute aber ganz anders. Wir hatten heute fünf Einsätze. Der erste war direkt früh am Morgen. Eine ältere Dame war gestürzt und hatte sich eine Kopfplatzwunde zugezogen. Wir maßen den Blutdruck und den Blutzucker, war aber beides in Ordnung. Wahrscheinlich war sie ohnmächtig geworden, weil sie nicht genug Wasser getrunken hat. Das erlebt man häufiger bei älteren Personen.
Der zweite Einsatz an diesem Tag war in einem örtlichen Seniorenzentrum. Die Pflegerin rief uns an und sagte, das sie einen Appoplex (Schlaganfall) vermute. Bei Eintreffen schien das doch sehr unwahrscheinlich zu sein, da die Patientin keins der Symptome aufwies. Hier war wahrscheinlich auch eine Exsikkose (Austrocknung) Auslöser.
Kurz nach dem Mittagessen hatten wir in der unmittelbarer Nähe der Wache einen jungen Mann, der beim Betriebsarzt kollabiert war. Als wir eintrafen, ging es ihm aber schon deutlich besser. Wir führten natürlich ein klassisches Monitoring (Blutdruck, Blutzucker etc.) durch, alle Messergebnisse waren aber unauffällig. Er konnte auch noch selbst zu unserer Trage laufen, also war sein Zustand inzwischen wieder normal. Wir vermuteten nachher, dass er wahrscheinlich kein Blut bei der Blutabnahme durch die Ärztin sehen konnte. Der Kopf spielt nicht nur älteren Leuten einen Streich.
Nachmittags bekamen wir dann noch einen Einsatz, der wie folgt beschrieben wurde: „Person gestürzt”. Die Patientin, eine ältere Dame, war die Treppe heruntergestürzt und hatte sich das Fußgelenk gebrochen. Das erkannte man sehr schnell daran, dass man das Fußgelenk abnormale bewegen konnte. Wir schienten das Gelenk schnell mit einem „Sam Splint”, da im Krankenhaus eh unsere Schiene wieder entfernt wird und eine andere Schiene vom Krankenhaus angelegt wird.
Kurz vor Feierabend hatte ich meine persönliche Premiere für diese Woche. In einer Mietwohnung war den Nachbarn aufgefallen, dass die ältere Dame die dort wohnte die Rollläden schon seit einer Woche nicht mehr auf und zu gemacht hatte. Sie riefen dann die Polizei und die rief dann die Feuerwehr zur Türöffnung und uns als RTW inkl. Notarzt, falls man der Patientin noch helfen könnte. Als die Tür auf ging konnte man schon riechen, dass hier wohl jede Hilfe zu spät kommt. Dieser Leichengeruch war zwar neu für mich, aber ich denke, ich werde ihn nicht wieder vergessen können. Der Notarzt hat dann den Tod festgestellt und wir konnten dann wieder zurück zur Wache fahren.
Die Kollegen fragten mich auch, ob ich damit ein Problem hätte, hatte ich aber überhaupt nicht, da ich auf der Intensivstation auch schon einige tote Menschen gesehen hatte. Wer also ein Problem damit hat oder sonst nah am Wasser gebaut ist (egal in welcher Hinsicht), für den ist dieser Beruf bestimmt nicht das Richtige.
Aber man bekommt bei so was Hilfe von seinen Kollegen und wenn die nur zuhören, aber man muss auch gewillt sein darüber zu sprechen.